Ruth Maria Kubitschek lebte bis zum Schluss ein erfülltes Leben, betont ihre Pflegerin im Exklusiv-Interview mit BUNTE.
Von Anja Reichelt & Stephanie Göttmann-Fuchs
Es muss ein bisschen wie eine Szene aus der Erfolgskomödie „Ziemliche beste Freunde“ ausgesehen haben, wenn Ruth Maria Kubitschek (†92) und Erika Schwaller (64) gemeinsam durch die Gassen von Ascona gingen. In ihren letzten Monaten ließen die große Schauspielerin ihre Beine in Stich, doch ihr Unternehmungsdrang blieb ungebrochen. So saß sie im Elektrorollstuhl, ihre Pflegerin und Freundin brachte sie überallhin, ob in eines der beliebten Restaurants in der Altstadt, an die Seepromenade oder zum Shoppen ins benachbarte Italien.
„Ich habe ihre Energie oft bewundert“, erinnert sich Erika Schwaller im exklusiven BUNTE-Interview. „Kaum hatten wir das Auto ausgepackt, wollte sie schon wieder los. Sie hat das Leben bis zum Schluss in vollen Zügen ausgekostet.“ Die 64-Jährige wurde in den letzten beiden Lebensjahren Kubitscheks zu ihrer engsten Vertrauten und Bezugsperson. Am 5. Dezember versteigert das Auktionshaus Hampel in München nun in ihrem Auftrag den Nachlass der Schauspielerin.
Erika Schwaller lernte Ruth Maria Kubitschek zufällig kennen
Erika Schwaller betreut und pflegt seit zehn Jahren alte Menschen. Ruth Maria Kubitschek lernte sie zufällig kennen. „Ich aß mit meinen Freundinnen in einem Restaurant in Ascona zu Abend, da saß neben uns eine Dame, dich ich betreute, mit Ruth zusammen. Die Dame kam an meinen Tisch und sagte: ‚Erika, ich möchte dir die Ruth Maria Kubitschek vorstellen.‘ Ich war natürlich ein wenig überrascht, das war schon so ein kleiner Wow-Moment“.
Kubitschek sei in ihrer spontanen Art auf sie zugekommen. „Sie hat zu mir gesagt: ‚Ich habe viel Positives über sie gehört, sie haben hier einen sehr guten Ruf, ich würde sie gerne engagieren. Im Februar ziehe ich nach Ascona, und da möchte ich Sie in meiner Nähe haben.'“ Die Schauspielerin hatte ihre beiden Wohnungen im Kanton Thurgau verkauft, getreu ihrer Überzeugung, dass man im Alter keinen Besitz mehr brauche, und eine herrliche Wohnung in der Nähe des Lago Maggiore gemietet. Denn die Schauspielerin liebte das Tessin, wo sie herrliche Urlaube mit ihrem 2016 verstorbenen Lebenspartner Wolfgang Rademann (†81) verbracht hatte.
„Sie hat mir dann im Januar süße Briefe und Karten geschrieben. Ende Februar 2022 war es dann so weit und wir sind dort eingezogen, sie in den ersten Stock, ich ins Erdgeschoss.“ Anfangs sei Kubitschek noch sehr mobil gewesen, erinnert sich Erika Schwaller. „Sie ist jeden Morgen mit ihrem Stock aus dem Haus gegangen, hat ihre Runde durch Ascona gedreht und mit dem Besitzer des Hotels ‚Tamaro‘ ihren Kaffee getrunken.“ Aufgeschlossen, unternehmungsfreudig und lebenslustig, ganz so, wie ihre Freunde und Fans sie kannten. Erst in ihrem letzten Lebensjahr habe Kubitschek nicht mehr gut selbstständig gehen können. „Von da an bin ich dann jeden Tag zu ihr gekommen“, erzählt ihre Pflegerin BUNTE. „In diesem Jahr hat sich eine sehr innige Freundschaft zwischen uns entwickelt. Ich habe alles für sie gemacht, vom Einkaufen über die Organisation ihrer Termine oder ihre Bankgeschäfte. Und ich habe sie als Ruth gesehen, nicht als die große Schauspielerin, das hat ihr gutgetan.“
„Ich habe Ruth niemals böse erlebt“
Die beiden konnten sich über alles austauschen. „Wir hatten Tausende Gespräche über alles, Ruth hat sich bis zum Schluss sehr für Politik interessiert, hat alles verfolgt, war zutiefst betroffen über viele negative Entwicklungen in der Welt, wie den Ukraine-Krieg. Sie hat auch jeden Tag mit Freunden und Vertrauten telefoniert oder Besuch bekommen und stundenlang diskutiert. Einsamkeit oder Leere in ihrem Leben gab es nicht.“
Im Gegensatz zu vielen anderen älteren Menschen habe Kubitschek nie mit ihrem Schicksal gehadert. „Wir haben so viel zusammen gelacht, ich habe Ruth niemals böse erlebt. Sie war ein wunderbarer Mensch und fehlt mir unglaublich. Ich habe Ruth geliebt.“ Selbst in ihren letzten Tagen habe die Schau- spielerin das Leben noch genossen. „Sie saß auf der Terrasse des Hospizes mit Blick über ganz Locarno und den See und hat beim Mittagessen mit den Schwestern fröhlich geplaudert und die Aussicht genossen. Kein Mensch hätte damals geglaubt, dass sie nur drei Tage später nicht mehr da sein würde.“
„Durch ihren Tod wird immer eine Lücke in meinem Leben bleiben“
In den letzten Tagen habe sie sich mit Kubitscheks Enkelin Helena (30) an ihrem Bett abgewechselt. „Ich war tagsüber da, Helena nachts.“ Als sie sich am 1. Juni 2024 um 21 Uhr von Ruth verabschiedet habe, sei sie danach mit ihrem Hund spazieren gegangen. „Da fiel um kurz nach 22 Uhr irgendwo eine Tür mit einem lauten Knall zu. Kurz darauf kam Helenas Anruf, dass die Omi gestorben sei.“
Kubitschek habe fest an ein Leben nach dem Tod geglaubt. „Ich hatte fast das Gefühl, sie hat mir ein Zeichen gegeben, dass sie gut auf der anderen Seite angekommen ist.“ Die Beerdigung sei so verlaufen, wie sich die Schauspielerin das gewünscht habe. „Ruths Abschied war sehr schön und emotional, im allerengsten Kreis.“ Jetzt muss Erika Schwaller ohne ihre Ruth weiterleben. „Ich vermisse ihr Lachen, unsere Spaziergänge, unsere Gespräche. Durch ihren Tod wird immer eine Lücke in meinem Leben bleiben.“