Vor zehn Jahren, pünktlich zum 50. Geburtstag, hat sich Hape Kerkeling aus der Öffentlichkeit zurückgezogen – ganz so, wie er sich das schon zu Beginn seiner Karriere vorgenommen hatte. Jetzt wird er 60 Jahre alt. Doch wirklich weg war der Entertainer vermutlich nur während seiner Zeit auf dem Jakobsweg. Und er wird immer mehr zum Gesellschaftserklärer.
Er hat sie alle gespielt: Königin Beatrix, Horst Schlämmer, Siegfried Schwäbli, Uschi Blum, Evje van Dampen – manche sicher beinahe ebenso bekannt wie
Am 9. Dezember wird der Komiker, Autor, Moderator, Schauspieler, Regisseur und Sprecher 60 Jahre alt. Und ist heute weit mehr als seine ikonischen Figuren.
Hans-Peter Wilhelm Kerkeling ist vielmehr einer, der den Mund aufmacht und sagt, was ihm nicht passt. Im Interview mit unserer Redaktion verrät er, welche Figur seine Lieblingsfigur ist, ob er der bessere
Herr Kerkeling, Sie stehen auf Platz 111. der britischen Thronfolge. Was tun Sie, um König von Großbritannien und Nordirland zu werden?
Hape Kerkeling: Sie spielen auf meine jüngsten skandalösen Enthüllungen in meinem Buch „Gebt mir etwas Zeit!“ an. Meine ganze Loyalität gilt selbstverständlich König Charles III. Auch wenn ihm das persönlich vermutlich piepegal ist.
Wären Sie ein besserer König als Charles III.?
He’s simply the best. Ich bin nur die ganz, ganz eiserne Reserve. Wenn nichts mehr geht und alle Stricke reißen, dann käme ich zum Zuge. Das sehe ich glücklicherweise nicht kommen.
Waren Sie enttäuscht, dass Sie als Verwandter von Charles nicht zum Staatsbankett ins Schloss Bellevue eingeladen worden sind, als der König und die Königin 2023 in Deutschland auf Staatsbesuch waren? Dann hätten Sie dieses Mal auch hineingehen dürfen …
Ich befürchte, die Post hat den Brief verschlampt. Eine andere Erklärung habe ich nicht; wenigstens keine vernünftige.
Hape Kerkeling: „Jeder muss den Mund an der richtigen Stelle aufmachen“
Im „Hotel Matze“-Podcast haben Sie gesagt: „Uns droht, die Demokratie wegzubrechen. Das nimmt bedrohliche Ausmaße an.“ Wie blicken Sie auf die Entwicklungen in unserem Land?
Darauf blicke ich mit Sorge und hoffe dennoch auf unsere starke Zivilgesellschaft. Wir schaffen das, weil wir müssen.
Was müssen wir alle tun, um die Demokratie zu retten?
Noch geht es darum, sie zu bewahren. Jeder muss den Mund an der richtigen Stelle aufmachen und sich gegen alle Formen der Diskriminierung, Bevormundung und Unterdrückung laut zu Wort melden. Es geht um das Thema Gerechtigkeit. Wer sich jetzt wegduckt, ist mitverantwortlich für die Erosion der demokratischen Kultur.
Sie sagten, wenn Menschen, die die AfD wählen, Gegner unserer Verfassung sind, dann müssten wir unsere Stimmen erheben. Sehen Sie sich in der Rolle des Gesellschaftserklärers für unser Land?
Als Bürger dieses Landes mache ich meinen Mund auf; nicht mehr und nicht weniger. Meine Worte werden gedruckt und manchmal vielleicht sogar gehört. Geht es gegen die Schwächeren innerhalb unserer Gesellschaft, werde ich laut. Die Rolle der Gesellschaftserklärer, wie Sie es nennen, haben von Amts wegen aber wohl andere inne.
Was macht Ihnen derzeit am meisten Angst?
Angst ist ein schlechter Berater. Es handelt sich bei mir eher um Pessimismus, zumindest was den Lauf der Welt betrifft.
Die Ampel ist zerbrochen, Olaf Scholz stellt die Vertrauensfrage, es wird eine vorgezogene Bundestagswahl am 23. Februar geben. Ein Schritt in die richtige Richtung?
Das werden wir ja sehen. Ich bin ja nun wirklich nicht die Pythia von Berlin oder das Orakel von Mitte. Aber wie ein gescheiterter Bundeskanzler sich so putzmunter in einen „Friss oder stirb“ -Wahlkampf stürzen kann, finde ich schon befremdlich.
Sie sagten, Sie würden sich mehr Wachheit bei den Menschen wünschen. Wie meinen Sie das konkret?
Es sind starke Kräfte am Werk, die sich als oberstes Ziel die Beseitigung unserer Demokratie zum Ziel gesetzt haben. Diese Bewegung vergeht nicht einfach wie ein wolkenverhangener Herbsttag. Dagegen muss man handeln; und zwar schnell!
Es gab zwei große Katastrophen in Ihrem Leben, sagen Sie in der Doku „Hape Kerkeling – Total normal“: der Suizid Ihrer Mutter und der Tod Ihres Freundes an Aids. Inwieweit haben diese Katastrophen Ihre Karriere beeinflusst und geprägt?
Das beschreibe ich ausführlich in meinen Büchern „Der Junge muss an die frische Luft“ und „Gebt mir etwas Zeit“. Diese Katastrophen haben in meinem Leben natürlich prägende Stempel hinterlassen. Das Leben sollte ein Fest sein. Das ist jedenfalls meine Meinung.
Wie wichtig ist Humor in solchen Momenten?
Er nützt nichts. Der Humor gesellt sich erst später als tröstender Freund zum Überlebenswillen.
Eine Figur ist Hape Kerkelings Liebling
Sie haben viele ikonische Figuren gespielt und Nummern gemacht, an die sicher viele Menschen sofort denken, wenn sie „Hape Kerkeling“ hören: Königin Beatrix, Horst Schlämmer, Hurz, Hannilein, Darüber lacht die Welt. Gibt es etwas, das Ihnen im Nachhinein richtig leid tut?
Einige Aktionen hätte ich mir sparen können. Aber wenn man an die Schmerzgrenze geht, dann tritt man auch manchmal drüber.
Haben Sie eine Lieblingsfigur oder eine Lieblingsnummer?
Vielleicht ist der gute, alte Siggi Schwäbli mein Liebling. Er ist so arglos, so sorglos und so gut.
Es ist schon 23 Jahre her, dass Sie den Jakobsweg gelaufen sind. Was hat sich dadurch in Ihrem Leben verändert – oder beeinflusst Sie vielleicht sogar immer noch?
Den Weg bin ich ja gewissermaßen drei Mal gegangen. Einmal konkret, dann im Schreibprozess und schließlich mit der Veröffentlichung des Buches. Es vergeht kein Tag, ohne dass mich diese wundervolle Erfahrung einholt und das Erlebte und Erlernte sich in mein Bewusstsein drängt. Gelassenheit, Hingabe und Demut habe ich dadurch besser verstehen können.
Gehen Sie den Weg ein weiteres Mal, zum 25. Jubiläum?
Jetzt wo Sie es sagen. Das schreit ja nach einer Fortsetzung.
Otto sagt in der Doku „Hape Kerkeling – Total normal“, dass bislang noch kein würdiger Nachfolger für Sie gefunden wurde. Wer könnte den Job übernehmen?
Vielleicht teilen sich Tahnee und Till Reiners ja zukünftig einmal den Job!? Dagegen hätte ich nichts.
Die Doku „Hape Kerkeling – Total Normal“ ist bereits in der ARD-Mediathek zu sehen und läuft am Montag, 9. Dezember, um 20:15 Uhr im Ersten.
Über den Gesprächspartner
- Hans-Peter Wilhelm Kerkeling wurde am 9. Dezember 1964 in Recklinghausen geboren. Schon mit 20 moderierte er die wöchentliche Fernsehsendung „Känguru“ in der ARD, später kamen Shows wie „Darüber lacht die Welt“ und „Total normal“ dazu. Sein Buch „Ich bin dann mal weg“, in dem Kerkeling seine Erlebnisse auf dem Jakobsweg aufgeschrieben hat, gehört zu den erfolgreichsten deutschen Sachbüchern überhaupt.
- Das Interview wurde aus Zeitgründen schriftlich geführt.
„So arbeitet die Redaktion“ informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.
Vor zehn Jahren, pünktlich zum 50. Geburtstag, hat sich Hape Kerkeling aus der Öffentlichkeit zurückgezogen – ganz so, wie er sich das schon zu Beginn seiner Karriere vorgenommen hatte. Jetzt wird er 60 Jahre alt. Doch wirklich weg war der Entertainer vermutlich nur während seiner Zeit auf dem Jakobsweg. Und er wird immer mehr zum Gesellschaftserklärer.
Er hat sie alle gespielt: Königin Beatrix, Horst Schlämmer, Siegfried Schwäbli, Uschi Blum, Evje van Dampen – manche sicher beinahe ebenso bekannt wie
Am 9. Dezember wird der Komiker, Autor, Moderator, Schauspieler, Regisseur und Sprecher 60 Jahre alt. Und ist heute weit mehr als seine ikonischen Figuren.
Hans-Peter Wilhelm Kerkeling ist vielmehr einer, der den Mund aufmacht und sagt, was ihm nicht passt. Im Interview mit unserer Redaktion verrät er, welche Figur seine Lieblingsfigur ist, ob er der bessere
Herr Kerkeling, Sie stehen auf Platz 111. der britischen Thronfolge. Was tun Sie, um König von Großbritannien und Nordirland zu werden?
Hape Kerkeling: Sie spielen auf meine jüngsten skandalösen Enthüllungen in meinem Buch „Gebt mir etwas Zeit!“ an. Meine ganze Loyalität gilt selbstverständlich König Charles III. Auch wenn ihm das persönlich vermutlich piepegal ist.
Wären Sie ein besserer König als Charles III.?
He’s simply the best. Ich bin nur die ganz, ganz eiserne Reserve. Wenn nichts mehr geht und alle Stricke reißen, dann käme ich zum Zuge. Das sehe ich glücklicherweise nicht kommen.
Waren Sie enttäuscht, dass Sie als Verwandter von Charles nicht zum Staatsbankett ins Schloss Bellevue eingeladen worden sind, als der König und die Königin 2023 in Deutschland auf Staatsbesuch waren? Dann hätten Sie dieses Mal auch hineingehen dürfen …
Ich befürchte, die Post hat den Brief verschlampt. Eine andere Erklärung habe ich nicht; wenigstens keine vernünftige.
Hape Kerkeling: „Jeder muss den Mund an der richtigen Stelle aufmachen“
Im „Hotel Matze“-Podcast haben Sie gesagt: „Uns droht, die Demokratie wegzubrechen. Das nimmt bedrohliche Ausmaße an.“ Wie blicken Sie auf die Entwicklungen in unserem Land?
Darauf blicke ich mit Sorge und hoffe dennoch auf unsere starke Zivilgesellschaft. Wir schaffen das, weil wir müssen.
Was müssen wir alle tun, um die Demokratie zu retten?
Noch geht es darum, sie zu bewahren. Jeder muss den Mund an der richtigen Stelle aufmachen und sich gegen alle Formen der Diskriminierung, Bevormundung und Unterdrückung laut zu Wort melden. Es geht um das Thema Gerechtigkeit. Wer sich jetzt wegduckt, ist mitverantwortlich für die Erosion der demokratischen Kultur.
Sie sagten, wenn Menschen, die die AfD wählen, Gegner unserer Verfassung sind, dann müssten wir unsere Stimmen erheben. Sehen Sie sich in der Rolle des Gesellschaftserklärers für unser Land?
Als Bürger dieses Landes mache ich meinen Mund auf; nicht mehr und nicht weniger. Meine Worte werden gedruckt und manchmal vielleicht sogar gehört. Geht es gegen die Schwächeren innerhalb unserer Gesellschaft, werde ich laut. Die Rolle der Gesellschaftserklärer, wie Sie es nennen, haben von Amts wegen aber wohl andere inne.
Was macht Ihnen derzeit am meisten Angst?
Angst ist ein schlechter Berater. Es handelt sich bei mir eher um Pessimismus, zumindest was den Lauf der Welt betrifft.
Die Ampel ist zerbrochen, Olaf Scholz stellt die Vertrauensfrage, es wird eine vorgezogene Bundestagswahl am 23. Februar geben. Ein Schritt in die richtige Richtung?
Das werden wir ja sehen. Ich bin ja nun wirklich nicht die Pythia von Berlin oder das Orakel von Mitte. Aber wie ein gescheiterter Bundeskanzler sich so putzmunter in einen „Friss oder stirb“ -Wahlkampf stürzen kann, finde ich schon befremdlich.
Sie sagten, Sie würden sich mehr Wachheit bei den Menschen wünschen. Wie meinen Sie das konkret?
Es sind starke Kräfte am Werk, die sich als oberstes Ziel die Beseitigung unserer Demokratie zum Ziel gesetzt haben. Diese Bewegung vergeht nicht einfach wie ein wolkenverhangener Herbsttag. Dagegen muss man handeln; und zwar schnell!
Es gab zwei große Katastrophen in Ihrem Leben, sagen Sie in der Doku „Hape Kerkeling – Total normal“: der Suizid Ihrer Mutter und der Tod Ihres Freundes an Aids. Inwieweit haben diese Katastrophen Ihre Karriere beeinflusst und geprägt?
Das beschreibe ich ausführlich in meinen Büchern „Der Junge muss an die frische Luft“ und „Gebt mir etwas Zeit“. Diese Katastrophen haben in meinem Leben natürlich prägende Stempel hinterlassen. Das Leben sollte ein Fest sein. Das ist jedenfalls meine Meinung.
Wie wichtig ist Humor in solchen Momenten?
Er nützt nichts. Der Humor gesellt sich erst später als tröstender Freund zum Überlebenswillen.
Eine Figur ist Hape Kerkelings Liebling
Sie haben viele ikonische Figuren gespielt und Nummern gemacht, an die sicher viele Menschen sofort denken, wenn sie „Hape Kerkeling“ hören: Königin Beatrix, Horst Schlämmer, Hurz, Hannilein, Darüber lacht die Welt. Gibt es etwas, das Ihnen im Nachhinein richtig leid tut?
Einige Aktionen hätte ich mir sparen können. Aber wenn man an die Schmerzgrenze geht, dann tritt man auch manchmal drüber.
Haben Sie eine Lieblingsfigur oder eine Lieblingsnummer?
Vielleicht ist der gute, alte Siggi Schwäbli mein Liebling. Er ist so arglos, so sorglos und so gut.
Es ist schon 23 Jahre her, dass Sie den Jakobsweg gelaufen sind. Was hat sich dadurch in Ihrem Leben verändert – oder beeinflusst Sie vielleicht sogar immer noch?
Den Weg bin ich ja gewissermaßen drei Mal gegangen. Einmal konkret, dann im Schreibprozess und schließlich mit der Veröffentlichung des Buches. Es vergeht kein Tag, ohne dass mich diese wundervolle Erfahrung einholt und das Erlebte und Erlernte sich in mein Bewusstsein drängt. Gelassenheit, Hingabe und Demut habe ich dadurch besser verstehen können.
Gehen Sie den Weg ein weiteres Mal, zum 25. Jubiläum?
Jetzt wo Sie es sagen. Das schreit ja nach einer Fortsetzung.
Otto sagt in der Doku „Hape Kerkeling – Total normal“, dass bislang noch kein würdiger Nachfolger für Sie gefunden wurde. Wer könnte den Job übernehmen?
Vielleicht teilen sich Tahnee und Till Reiners ja zukünftig einmal den Job!? Dagegen hätte ich nichts.
Die Doku „Hape Kerkeling – Total Normal“ ist bereits in der ARD-Mediathek zu sehen und läuft am Montag, 9. Dezember, um 20:15 Uhr im Ersten.
Über den Gesprächspartner
- Hans-Peter Wilhelm Kerkeling wurde am 9. Dezember 1964 in Recklinghausen geboren. Schon mit 20 moderierte er die wöchentliche Fernsehsendung „Känguru“ in der ARD, später kamen Shows wie „Darüber lacht die Welt“ und „Total normal“ dazu. Sein Buch „Ich bin dann mal weg“, in dem Kerkeling seine Erlebnisse auf dem Jakobsweg aufgeschrieben hat, gehört zu den erfolgreichsten deutschen Sachbüchern überhaupt.
- Das Interview wurde aus Zeitgründen schriftlich geführt.
„So arbeitet die Redaktion“ informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.