Mit dem Start der 23. Staffel der beliebten Telenovela „Rote Rosen“ steht auch eine neue Hauptfigur im Fokus: Schauspielerin Lea Marlen Woitack schlüpft in die Rolle der Svenja Jablonski.
Im Interview mit unserer Redaktion erzählt die 37-Jährige von den Dreharbeiten mit Schauspielkollege Benjamin Piwko und erklärt, warum Familie für sie weiter geht als das Konzept der Herkunftsfamilie.
Frau Woitack, die Telenovela „Rote Rosen“ ist in die 23. Staffel gegangen – mit Ihnen in der Rolle der neuen Hauptdarstellerin Svenja. Wer ist Svenja?
Lea Marlen Woitack: Wenn es um Svenja geht, fällt häufig der Begriff „Karrierefrau“, den ich persönlich jedoch als etwas einseitig konnotiert empfinde. Sie ist eine Frau in ihren Enddreißigern, die sich bewusst dafür entschieden hat, keine Kinder zu bekommen. Beruflich ist sie sehr ambitioniert und leitet das fiktive Hotel „Drei Könige“ in Lüneburg. Svenja arbeitet wahnsinnig gerne und liebt ihren Beruf, was aber nicht bedeutet, dass sie die Menschen in ihrem Umfeld nicht auch liebt. Ich persönlich mag an der Rolle vor allem den Kontrast zwischen der Geschäftsfrau, die ein edles 3-Sterne-Hotel leitet, und ihrer Punk-Vergangenheit. Denn früher war Svenja Schlagzeugerin in einer Punk-Band und trägt noch immer eine gewisse Portion Punk in sich. Dass diese vermeintlichen Gegensätze sich nicht ausschließen, finde ich an der Rolle sehr sympathisch.
Für Lea Marlen Woitack „sind die Klischees um eine Frau, die Karriere macht, veraltet“
„Rote Rosen“ läuft seit nunmehr 18 Jahren täglich im Fernsehen. Sind Sie als neue Hauptfigur mit einem gewissen Druck in die Dreharbeiten gegangen?
Ja und Nein. Nein, weil ich in der Vergangenheit bereits für Daily-Formate vor der Kamera stand und weiß, was es bedeutet, eine Serie zu drehen, die täglich ausgestrahlt wird. Zudem bewerte ich den Begriff „Hauptfigur“ nicht ganz so streng, weil es bei „Rote Rosen“ mehrere Hauptrollen gibt. Dass die Rolle der Svenja in der aktuellen Staffel die „Haupt-Rose“ ist, ist natürlich ein wenig exponierter, dennoch sprechen wir bei der Serie von mehreren Hauptrollen. Insofern habe ich diesbezüglich keinen Druck verspürt und konnte relativ gelassen in die Dreharbeiten gehen. Witzigerweise muss ich aber ergänzen, dass unseren Rollen in den Dispositionen Nummern zugeschrieben werden. In meinem Fall hat meine Rolle die Nummer eins erhalten. Mein Kollege Vivian (Frey; Anm. d. Red.) nennt mich aus diesem Grund immer „La Première, die Nummer eins“. Das finde ich sehr niedlich und der Spitzname zeigt, dass alle Mitwirkenden am Set die Verteilung der Rollen mit einem gewissen Augenzwinkern betrachten. Gleichzeitig ist mir im Laufe der Zeit aber klar geworden, dass die Nummer eine gewisse Bedeutung hat – zu diesem Zeitpunkt war es dann aber schon zu spät (lacht).
Mit Blick auf Ihre Rolle der Svenja ist eingangs der Begriff „Karrierefrau“ gefallen. Wie denken Sie persönlich über diese klischeebehaftete Begrifflichkeit?
Meiner Meinung nach sind die Klischees um eine Frau, die Karriere macht, veraltet. Denn früher musste eine Frau sich gewissermaßen entscheiden: Kind oder Karriere. Glücklicherweise findet inzwischen ein Wandel statt, wobei ich denke, dass es diesbezüglich noch immer einiges zu tun gibt. Dennoch ist unsere Gesellschaft auf einem guten Weg zu verstehen, dass Karriere und Fürsorge sich nicht zwingend ausschließen. Karriere bedeutet außerdem nicht zwangsläufig, wahnsinnig erfolgreich zu sein. Meiner Meinung nach steht Karriere vielmehr dafür, dass eine Person ihren Beruf gerne ausübt und entsprechend verfolgt. Dass einer Frau, die Karriere macht, negativ behaftete Konnotationen angedichtet werden, findet auch heute noch statt, keine Frage. Dennoch denke ich, dass sich das Bewusstsein der Menschen immer mehr ändert. Aus diesem Grund mag ich auch die Rolle der Svenja so sehr, weil ihre Geschichte sehr modern erzählt wird. Denn eine Frau kann durchaus sehr ambitioniert und erfolgreich in ihrem Beruf sein und trotzdem für ihre Familie und Freundschaften da sein. Natürlich müssen die Männer aber genauso mitziehen, um genau das möglich zu machen. Insofern spielt hier der Aspekt der gerechten Verteilung eine entscheidende Rolle, damit Frauen sich nicht für das eine oder das andere entscheiden müssen.
Svenja wird durch den Tod ihrer besten Freundin Mutter wider Willen und nimmt ihre Patenkinder bei sich auf. Wie blicken Sie persönlich auf den Begriff Familie?
Für mich geht der Familienbegriff viel weiter als das Konzept der sogenannten Herkunftsfamilie. Ich persönlich habe nicht viele leibliche Familienangehörige und habe mir aus diesem Grund schon immer meine eigene Beutefamilie zusammengesucht. Dazu zähle ich auch meine engsten Freundinnen und Freunde. Denn am Ende geht es doch um die Frage, wer füreinander da ist und aufeinander achtgibt. Der alte Spruch „Blut ist dicker als Wasser“ funktioniert für mich nicht. Fürsorge muss nicht auf die originäre Familie beschränkt sein, sondern kann auch in Form einer Family by choice stattfinden.
Für „Rote Rosen“ haben Sie auch mit dem tauben Schauspieler
Benjamin wird in der Gastrolle des Mika zu sehen sein. Svenja und er haben eine kurze, aber leidenschaftliche Affäre. Als ich erfahren habe, mit einem tauben Kollegen zu drehen, war ich total begeistert. Denn Diversität wird meiner Meinung nach im deutschsprachigen TV noch nicht mit einer gewissen Lockerheit und Leichtigkeit erzählt. Vielmehr werden Beeinträchtigungen häufig als Problem dargestellt. Umso mehr habe ich mich gefreut, dass Benjamins Taubheit bei „Rote Rosen“ nicht als Problem erzählt wird, sondern vielmehr als diverses Attribut. Gleichzeitig wusste ich aber auch, dass ich keine Gebärdensprache beherrsche, was mich etwas nervös gemacht hat.
War das mit Blick auf die Dreharbeiten die einzige Herausforderung, die auftrat?
Nein. Die Drehbücher wurden nicht von tauben, sondern von hörenden Menschen geschrieben. Insofern mussten einige Anpassungen vorgenommen werden. Wir haben eine tolle Coachin am Set, die zusammen mit Benjamin die Texte im Skript der Taubenkultur angepasst hat. In diesem Rahmen wurden neben der Sprache auch Verhaltensmuster überprüft. Insofern bin ich sehr gespannt auf das Feedback der Tauben-Community auf diese Storyline. Denn es war unser Ziel, alle gleichermaßen abzuholen.
Konnten Sie in diesem Zuge auch Gebärdensprache lernen?
Ja, Benjamin sei Dank. Er hat sich ganz viel Zeit genommen und an den Wochenenden mit mir gepaukt. Wir haben also viele drehfreie Sonntage miteinander verbracht, damit ich Gebärdensprache lerne. Das hat riesigen Spaß gemacht, denn bei der Gebärdensprache ist der gesamte Körper involviert, was sich wie ein Tanz anfühlt. Insofern hoffe ich sehr, dass die Autorinnen und Autoren die Geschichte von Mika vielleicht doch noch weiterschreiben und ich dadurch die Chance bekomme, weiter Gebärdensprache lernen zu dürfen.
So denkt Lea Marlen Woitack über den Einfluss von KI in der Schauspielerei
Wenn Sie nicht gerade vor der Kamera stehen, stehen Sie hinter dem Pult einer Hochschule. Nehmen Sie uns bitte mit in diesen Teil Ihres Lebens.
Ich bin Professorin für Schauspiel, Theater und Audivisuelle Medien an der Hochschule Macromedia in München. Die Hochschule verfügt außerdem über ein tolles Synchronstudio und Motion-Capture-Anzüge, mit denen vor einem Green Screen gedreht wird. Darüber hinaus arbeite ich sehr eng mit dem Studiengang Game Design zusammen. Denn ich bin fest davon überzeugt, dass der Schauspielberuf sich mit Blick auf KI sehr wandeln wird. Umso mehr möchte ich unseren Studierenden ein möglichst breites Spektrum an Möglichkeiten für ihre berufliche Zukunft bieten.
Was meinen Sie konkret damit?
Natürlich sind die Theatergrundlagen die absolute Basis des Studiums. Doch darauf aufbauend gilt es zu verstehen, welchen Wandel die Technologie – und in diesem Zusammenhang unser Beruf – durchlebt. Zeitgemäß zu bleiben, ist ein großer Schwerpunkt, den ich verfolge. Dabei gilt es auch, sich immer wieder kritisch zu hinterfragen, um im Angebot so zeitgemäß wie möglich zu bleiben. Mir ist bewusst, mit dieser Arbeit Einfluss auf zahlreiche junge Menschenleben zu nehmen und eine entsprechend große Verantwortung zu tragen. Deswegen bedeutet mir diese Aufgabe wirklich viel.
Von 2014 bis 2019 waren Sie in „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“ in der Rolle der Sophie Lindh zu sehen, ehe Sie aus der Serie ausgestiegen sind. Ist es Ihnen schwergefallen, die Rolle der Sophie gehen zu lassen?
Ich habe von Sophie viel gelernt. Sie hat in vielen Situationen anders reagiert, als ich es getan hätte, und sie hatte hier und da andere Ansichten als ich. Insofern kann ich sagen, dass das, was ich von Sophie lernen durfte, auch bleiben wird. Gleichzeitig war Sophie in einer anderen Businesswelt unterwegs als ich: Das tägliche Laufen auf zwölf Zentimeter hohen High Heels vermisse ich also nicht (lacht).
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Rückkehr zu GZSZ? „Man soll nie ‚Nie‘ sagen“
Könnten Sie sich dennoch eine Rückkehr auf den GZSZ-Kiez vorstellen?
Man soll ja nie „Nie“ sagen und ich glaube fest daran, dass man sich immer zweimal im Leben sieht. Nichtsdestotrotz bin ich ein sehr neugieriger Mensch und probiere gerne neue Dinge aus. Insofern vermute ich, dass mich in Zukunft eher Projekte reizen werden, die ich bislang noch nicht kenne.
Über die Gesprächspartnerin
- Lea Marlen Woitack ist Schauspielerin und Professorin an der Hochschule Macromedia in München. Ihr Schauspieldiplom erhielt sie an der bayerischen Theaterakademie August Everding in München und war seitdem in diversen Theater-, TV- und Kinoproduktionen zu sehen. Von März 2014 bis Februar 2019 spielte sie in der RTL-Serie „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“ als Sophie Lindh eine der Hauptrollen. Zuletzt stand sie für internationale Produktionen vor der Kamera, u.a. für die Netflix und Sky.
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Mit dem Start der 23. Staffel der beliebten Telenovela „Rote Rosen“ steht auch eine neue Hauptfigur im Fokus: Schauspielerin Lea Marlen Woitack schlüpft in die Rolle der Svenja Jablonski.
Im Interview mit unserer Redaktion erzählt die 37-Jährige von den Dreharbeiten mit Schauspielkollege Benjamin Piwko und erklärt, warum Familie für sie weiter geht als das Konzept der Herkunftsfamilie.
Frau Woitack, die Telenovela „Rote Rosen“ ist in die 23. Staffel gegangen – mit Ihnen in der Rolle der neuen Hauptdarstellerin Svenja. Wer ist Svenja?
Lea Marlen Woitack: Wenn es um Svenja geht, fällt häufig der Begriff „Karrierefrau“, den ich persönlich jedoch als etwas einseitig konnotiert empfinde. Sie ist eine Frau in ihren Enddreißigern, die sich bewusst dafür entschieden hat, keine Kinder zu bekommen. Beruflich ist sie sehr ambitioniert und leitet das fiktive Hotel „Drei Könige“ in Lüneburg. Svenja arbeitet wahnsinnig gerne und liebt ihren Beruf, was aber nicht bedeutet, dass sie die Menschen in ihrem Umfeld nicht auch liebt. Ich persönlich mag an der Rolle vor allem den Kontrast zwischen der Geschäftsfrau, die ein edles 3-Sterne-Hotel leitet, und ihrer Punk-Vergangenheit. Denn früher war Svenja Schlagzeugerin in einer Punk-Band und trägt noch immer eine gewisse Portion Punk in sich. Dass diese vermeintlichen Gegensätze sich nicht ausschließen, finde ich an der Rolle sehr sympathisch.
Für Lea Marlen Woitack „sind die Klischees um eine Frau, die Karriere macht, veraltet“
„Rote Rosen“ läuft seit nunmehr 18 Jahren täglich im Fernsehen. Sind Sie als neue Hauptfigur mit einem gewissen Druck in die Dreharbeiten gegangen?
Ja und Nein. Nein, weil ich in der Vergangenheit bereits für Daily-Formate vor der Kamera stand und weiß, was es bedeutet, eine Serie zu drehen, die täglich ausgestrahlt wird. Zudem bewerte ich den Begriff „Hauptfigur“ nicht ganz so streng, weil es bei „Rote Rosen“ mehrere Hauptrollen gibt. Dass die Rolle der Svenja in der aktuellen Staffel die „Haupt-Rose“ ist, ist natürlich ein wenig exponierter, dennoch sprechen wir bei der Serie von mehreren Hauptrollen. Insofern habe ich diesbezüglich keinen Druck verspürt und konnte relativ gelassen in die Dreharbeiten gehen. Witzigerweise muss ich aber ergänzen, dass unseren Rollen in den Dispositionen Nummern zugeschrieben werden. In meinem Fall hat meine Rolle die Nummer eins erhalten. Mein Kollege Vivian (Frey; Anm. d. Red.) nennt mich aus diesem Grund immer „La Première, die Nummer eins“. Das finde ich sehr niedlich und der Spitzname zeigt, dass alle Mitwirkenden am Set die Verteilung der Rollen mit einem gewissen Augenzwinkern betrachten. Gleichzeitig ist mir im Laufe der Zeit aber klar geworden, dass die Nummer eine gewisse Bedeutung hat – zu diesem Zeitpunkt war es dann aber schon zu spät (lacht).
Mit Blick auf Ihre Rolle der Svenja ist eingangs der Begriff „Karrierefrau“ gefallen. Wie denken Sie persönlich über diese klischeebehaftete Begrifflichkeit?
Meiner Meinung nach sind die Klischees um eine Frau, die Karriere macht, veraltet. Denn früher musste eine Frau sich gewissermaßen entscheiden: Kind oder Karriere. Glücklicherweise findet inzwischen ein Wandel statt, wobei ich denke, dass es diesbezüglich noch immer einiges zu tun gibt. Dennoch ist unsere Gesellschaft auf einem guten Weg zu verstehen, dass Karriere und Fürsorge sich nicht zwingend ausschließen. Karriere bedeutet außerdem nicht zwangsläufig, wahnsinnig erfolgreich zu sein. Meiner Meinung nach steht Karriere vielmehr dafür, dass eine Person ihren Beruf gerne ausübt und entsprechend verfolgt. Dass einer Frau, die Karriere macht, negativ behaftete Konnotationen angedichtet werden, findet auch heute noch statt, keine Frage. Dennoch denke ich, dass sich das Bewusstsein der Menschen immer mehr ändert. Aus diesem Grund mag ich auch die Rolle der Svenja so sehr, weil ihre Geschichte sehr modern erzählt wird. Denn eine Frau kann durchaus sehr ambitioniert und erfolgreich in ihrem Beruf sein und trotzdem für ihre Familie und Freundschaften da sein. Natürlich müssen die Männer aber genauso mitziehen, um genau das möglich zu machen. Insofern spielt hier der Aspekt der gerechten Verteilung eine entscheidende Rolle, damit Frauen sich nicht für das eine oder das andere entscheiden müssen.
Svenja wird durch den Tod ihrer besten Freundin Mutter wider Willen und nimmt ihre Patenkinder bei sich auf. Wie blicken Sie persönlich auf den Begriff Familie?
Für mich geht der Familienbegriff viel weiter als das Konzept der sogenannten Herkunftsfamilie. Ich persönlich habe nicht viele leibliche Familienangehörige und habe mir aus diesem Grund schon immer meine eigene Beutefamilie zusammengesucht. Dazu zähle ich auch meine engsten Freundinnen und Freunde. Denn am Ende geht es doch um die Frage, wer füreinander da ist und aufeinander achtgibt. Der alte Spruch „Blut ist dicker als Wasser“ funktioniert für mich nicht. Fürsorge muss nicht auf die originäre Familie beschränkt sein, sondern kann auch in Form einer Family by choice stattfinden.
Für „Rote Rosen“ haben Sie auch mit dem tauben Schauspieler
Benjamin wird in der Gastrolle des Mika zu sehen sein. Svenja und er haben eine kurze, aber leidenschaftliche Affäre. Als ich erfahren habe, mit einem tauben Kollegen zu drehen, war ich total begeistert. Denn Diversität wird meiner Meinung nach im deutschsprachigen TV noch nicht mit einer gewissen Lockerheit und Leichtigkeit erzählt. Vielmehr werden Beeinträchtigungen häufig als Problem dargestellt. Umso mehr habe ich mich gefreut, dass Benjamins Taubheit bei „Rote Rosen“ nicht als Problem erzählt wird, sondern vielmehr als diverses Attribut. Gleichzeitig wusste ich aber auch, dass ich keine Gebärdensprache beherrsche, was mich etwas nervös gemacht hat.
War das mit Blick auf die Dreharbeiten die einzige Herausforderung, die auftrat?
Nein. Die Drehbücher wurden nicht von tauben, sondern von hörenden Menschen geschrieben. Insofern mussten einige Anpassungen vorgenommen werden. Wir haben eine tolle Coachin am Set, die zusammen mit Benjamin die Texte im Skript der Taubenkultur angepasst hat. In diesem Rahmen wurden neben der Sprache auch Verhaltensmuster überprüft. Insofern bin ich sehr gespannt auf das Feedback der Tauben-Community auf diese Storyline. Denn es war unser Ziel, alle gleichermaßen abzuholen.
Konnten Sie in diesem Zuge auch Gebärdensprache lernen?
Ja, Benjamin sei Dank. Er hat sich ganz viel Zeit genommen und an den Wochenenden mit mir gepaukt. Wir haben also viele drehfreie Sonntage miteinander verbracht, damit ich Gebärdensprache lerne. Das hat riesigen Spaß gemacht, denn bei der Gebärdensprache ist der gesamte Körper involviert, was sich wie ein Tanz anfühlt. Insofern hoffe ich sehr, dass die Autorinnen und Autoren die Geschichte von Mika vielleicht doch noch weiterschreiben und ich dadurch die Chance bekomme, weiter Gebärdensprache lernen zu dürfen.
So denkt Lea Marlen Woitack über den Einfluss von KI in der Schauspielerei
Wenn Sie nicht gerade vor der Kamera stehen, stehen Sie hinter dem Pult einer Hochschule. Nehmen Sie uns bitte mit in diesen Teil Ihres Lebens.
Ich bin Professorin für Schauspiel, Theater und Audivisuelle Medien an der Hochschule Macromedia in München. Die Hochschule verfügt außerdem über ein tolles Synchronstudio und Motion-Capture-Anzüge, mit denen vor einem Green Screen gedreht wird. Darüber hinaus arbeite ich sehr eng mit dem Studiengang Game Design zusammen. Denn ich bin fest davon überzeugt, dass der Schauspielberuf sich mit Blick auf KI sehr wandeln wird. Umso mehr möchte ich unseren Studierenden ein möglichst breites Spektrum an Möglichkeiten für ihre berufliche Zukunft bieten.
Was meinen Sie konkret damit?
Natürlich sind die Theatergrundlagen die absolute Basis des Studiums. Doch darauf aufbauend gilt es zu verstehen, welchen Wandel die Technologie – und in diesem Zusammenhang unser Beruf – durchlebt. Zeitgemäß zu bleiben, ist ein großer Schwerpunkt, den ich verfolge. Dabei gilt es auch, sich immer wieder kritisch zu hinterfragen, um im Angebot so zeitgemäß wie möglich zu bleiben. Mir ist bewusst, mit dieser Arbeit Einfluss auf zahlreiche junge Menschenleben zu nehmen und eine entsprechend große Verantwortung zu tragen. Deswegen bedeutet mir diese Aufgabe wirklich viel.
Von 2014 bis 2019 waren Sie in „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“ in der Rolle der Sophie Lindh zu sehen, ehe Sie aus der Serie ausgestiegen sind. Ist es Ihnen schwergefallen, die Rolle der Sophie gehen zu lassen?
Ich habe von Sophie viel gelernt. Sie hat in vielen Situationen anders reagiert, als ich es getan hätte, und sie hatte hier und da andere Ansichten als ich. Insofern kann ich sagen, dass das, was ich von Sophie lernen durfte, auch bleiben wird. Gleichzeitig war Sophie in einer anderen Businesswelt unterwegs als ich: Das tägliche Laufen auf zwölf Zentimeter hohen High Heels vermisse ich also nicht (lacht).
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Über die Gesprächspartnerin
- Lea Marlen Woitack ist Schauspielerin und Professorin an der Hochschule Macromedia in München. Ihr Schauspieldiplom erhielt sie an der bayerischen Theaterakademie August Everding in München und war seitdem in diversen Theater-, TV- und Kinoproduktionen zu sehen. Von März 2014 bis Februar 2019 spielte sie in der RTL-Serie „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“ als Sophie Lindh eine der Hauptrollen. Zuletzt stand sie für internationale Produktionen vor der Kamera, u.a. für die Netflix und Sky.
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