„Nichts wird mehr so sein wie früher“
Mario Götze über dramatische Geburt von Sohn Rome
Aktualisiert am 21.11.2024Lesedauer: 3 Min.
Im Sommer 2020 kam Sohn Rome zur Welt – sechs Wochen zu früh. Jetzt, vier Jahre später, erinnert sich Mario Götze mit bewegenden Zeilen an die Geburt zurück.
„Papa muss euch eine Geschichte erzählen!“ Mit diesen Worten beginnt Mario Götze einen emotionalen Brief an seine beiden Kinder. Sohn Rome kam im Sommer 2020 zur Welt, drei Jahre später folgte Tochter Gioia. Ihnen widmet der Eintracht-Frankfurt-Spieler auf der Plattform „The Players’ Tribune“ nun bewegende Zeilen – und schildert detailliert die dramatischen Momente rund um die Frühgeburt seines Erstgeborenen.
„Ich werde nie vergessen, als deine Mutter im siebten Monat schwanger war und unsere Hebamme zu uns nach Dortmund kam. Sie machte einen Ultraschall, eine Routineuntersuchung, um sicherzugehen, dass alles in Ordnung war, aber plötzlich sagte sie: ‚Es sieht so aus, als ob es Ihrem Baby nicht gut geht.'“ Romes Herzschlag sei zu langsam gewesen. „Ihr müsst sofort ins Krankenhaus“, habe die Hebamme zu den werdenden Eltern gesagt.
„Ich hatte fast das Gefühl, mein Herz würde aufhören zu schlagen“, erinnert sich der Fußballer zurück. Ann-Kathrin Götze kam in ein Krankenhaus in Witten. „Ich bin direkt hinter dir gefahren, aber ich fühlte mich so weit weg von dir. 20 Minuten lang fuhren wir sehr schnell mit eingeschaltetem Martinshorn, überfuhren rote Ampeln und wichen zwischen hupenden Autos aus.“
Ein „lebendiger Albtraum“ für das Paar. „Als Elternteil kann man die Angst, ein Kind zu verlieren, nicht beschreiben. Ich war in Panik, schwitzte. Ich hatte Angst bis in die Magengrube. Jede Sekunde fühlte sich wie eine Minute an, jede Minute wie eine Stunde. Ich weiß nicht einmal, wie ich das Auto auf der Straße halten konnte, denn alles, woran ich denken konnte, war: Bitte, bitte, bitte, bitte, lass es ihm gut gehen.“
Im Krankenhaus sei alles ganz schnell gegangen – und dann habe jemand gesagt: „Sein Herz schlägt noch!“, erinnert sich der Sportler zurück. „Ich war so erleichtert, dass ich fast auf den Boden gefallen wäre.“ Doch die Ärzte mussten Rome per Kaiserschnitt zur Welt holen – sechs Wochen zu früh. „Mein Leben hat sich verändert. Nichts wird mehr so sein wie früher.“
Rome kam während der Pandemie zur Welt. Das stellte Mario Götze damals vor eine Herausforderung. Eigentlich sollte der Fußballer mit seinem damaligen Verein Borussia Dortmund trainieren. „Es gab Sicherheitsvorschriften, wohin wir gehen durften. Das Krankenhauspersonal sagte mir, dass ich entweder zum Trainingsplatz zurückkehren oder Zeit im Krankenhaus verbringen könne, aber nicht beides. Ich musste mich entscheiden: Fußball oder Familie.“
Für den 32-Jährigen war sofort klar: „Ich habe den Verein angerufen und erklärt, dass ich nicht zum Training kommen kann, bevor du nicht zu 100 Prozent gesund bist. Und am Ende bin ich nie zurückgekommen.“ Mario und Ann-Kathrin Götze verbrachten drei Wochen im Krankenhaus. Sein Vertrag beim BVB wurde nicht verlängert. Der Fußballprofi war ohne Verein. „Ich bin in erster Linie ein Vater. An zweiter Stelle ein Fußballer. Dafür werde ich mich nie entschuldigen.“
„Heute merkt man dir nicht an, dass du so früh geboren wurdest. Du hast so viel Energie, dass Papa angefangen hat, Kaffee zu trinken, um mitzuhalten.“ Drei Jahre nach der Geburt von Sohn Rome kam Tochter Gioia zur Welt, auch zu früh. „Im Mutterleib hattest du auch einen sehr langsamen Puls. Zum Glück hat man das im Krankenhaus herausgefunden, sodass deine Geburt etwas weniger dramatisch war. Keine Fahrt mit dem Krankenwagen für dich.“ Trotzdem sei es anstrengend gewesen.
Seinen Brief beendet Mario Götze mit den Worten: „Danke, dass ihr mein Leben vervollständigt. Ich liebe euch.“