Offener Brief veröffentlicht
Die Kritik an Thilo Mischke wird lauter.
© picture alliance/dpa/Matthias Balk
Thilo Mischke ist im Dezember als neuer „ttt“-Moderator präsentiert worden, danach wurden Sexismusvorwürfe gegen ihn laut. In einem offenen Brief wenden sich nun 100 Kulturschaffende an die ARD – und kritisieren die Personalentscheidung.
Eine Reihe von Kulturschaffenden spricht sich mit einem offenen Brief gegen ein Engagement von Thilo Mischke als Moderator des ARD-Kulturmagazins „ttt – titel thesen temperamente“ aus.
In dem der dpa vorliegenden Schreiben an die Programmverantwortlichen der beteiligten öffentlich-rechtlichen ARD-Häuser heißt es, eine Zusammenarbeit mit Mischke schließe man aus. Man sei „bestürzt über diese Personalentscheidung der ARD, mit der die Kultursendung ‚ttt – titel thesen temperamente‘ nachhaltig beschädigt wird“.
Zuerst berichtete der „Tagesspiegel“ über den offenen Brief. Die dpa fragte bei Mischke um eine Stellungnahme an. Die ARD gab keinen Kommentar ab.
Offener Brief gegen Thilo Mischke von Schriftstellerinnen, Journalisten und Musikerinnen
Wenige Tage vor Weihnachten war bekannt geworden, dass Mischke (43) Nachfolger von Max Moor (66) in der ARD-Kultursendung „ttt – titel, thesen, temperamente“ werden und gemeinsam mit Siham El-Maimouni die Moderation der Sendung übernehmen soll. Losgehen soll es ab Februar.
Auf die Ankündigung folgte heftige Kritik. Dem Reporter und Buchautor Mischke wird unter anderem eine fehlende Distanzierung von seinen Werken „In 80 Frauen um die Welt“ von 2010 und „Die Frau fürs Leben braucht keinen großen Busen“ von 2013 vorgeworfen.
Unter anderem hatte sich der Podcast „Feminist Shelf Control“ mit dem Titel „Die Causa TTThilo Mischke“ mit Zitaten aus den Büchern beschäftigt und sexistische Äußerungen kritisiert. In einem offenen Brief an die ARD-Programmdirektion, den der „Tagesspiegel“ am 2. Januar veröffentlicht hat, haben sich nun 100 Kulturschaffende der Kritik angeschlossen.
Zu den Unterzeichnern des offenen Briefes zählen zum Beispiel Alena Schröder, Saša Stanišić, Jan Brandt, Ulrike Draesner, Margarete Stokowski und Till Raether, des weiteren Schriftstellerinnen, Journalisten und Musikerinnen.
Weiter schrieben sie, die ARD habe sich dazu verpflichtet, aktiv gegen Sexismus einzutreten, was auch in der Personalpolitik gelten müsse. „Wir wünschen uns für das Kulturfernsehen enthusiastische und an Kultur interessierte Moderatorinnen und Moderatoren, die sensibel und empathisch in der Lage sind, auf Gegenwartsdiskurse zu antworten und der Komplexität aktueller Kulturdebatten gerecht zu werden.“ Eine Zusammenarbeit mit Thilo Mischke als „ttt“-Moderator schließen sie deshalb für sich aus.
Außerdem heißt es in dem Brief, dass man „die in der letzten Woche laut gewordene Kritik an der Neubesetzung von Thilo Mischke als Co-Moderator der Kultursendung teile. Nach deutlicher und mit Quellen belegter Kritik habe die ARD dennoch beschlossen, an Mischke als Moderator und als Host des „ttt“-Podcasts festzuhalten. Thilo Mischke habe sich, entgegen der Behauptung der ARD, bis jetzt nicht kritisch mit seinem Werk auseinandergesetzt und sich nicht ausreichend distanziert, heißt es weiter.
„Seit Tagen“ intensive Gespräche, um Vorwürfe zu prüfen
Die „ttt“-Redaktion hatte bereits auf die ersten Diskussionen nach der Verkündung von Mischkes Besetzung im Netz reagiert. „Eines vorweg: Wir hören euch“, heißt es in einem Statement auf Instagram, das am 24. Dezember geteilt worden ist.
„ttt“ verstehe sich als Magazin und Marke, die sich „konsequent mit Themen wie Sexismus und toxischer Männlichkeit auseinandersetze“.
Die Kritik nehme man ernst. Deshalb gebe es bereits „seit Tagen“ intensive Gespräche, um die Vorwürfe zu prüfen. „Wir bitten euch an dieser Stelle um eines: Zeit. Wir wollen das Thema aufarbeiten und uns gründlich mit den geäußerten Sorgen auseinandersetzen. Wir sitzen das nicht aus.“
„ttt“ zählt zu den bekanntesten Kultur-Formaten in der ARD. Die Sendung gibt es seit 1967 und wird traditionell sonntags am späten Abend im Ersten ausgestrahlt. Thilo Mischke ist seit Jahren vor allem durch Reportagen für den privaten Fernsehsender ProSieben bekannt. Er gewann 2023 den Deutschen Fernsehpreis für seine ProSieben-Reportage „Verlassen und vergessen? Afghanistan im Griff der Taliban“.
Vor der vergangenen Bundestagswahl interviewte Mischke im April 2021 für ProSieben die damals erst frisch gekürte Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock (Grüne). 2020 gewann er den Bayerischen Fernsehpreis für seine ProSieben-Reportage „Deutsche an der ISIS-Front“ über Menschen, die für die Terrormiliz Islamischer Staat in den Krieg ziehen. (jom/spot/dpa/bearbeitet von pak)
„So arbeitet die Redaktion“ informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.
Offener Brief veröffentlicht
Die Kritik an Thilo Mischke wird lauter.
© picture alliance/dpa/Matthias Balk
Thilo Mischke ist im Dezember als neuer „ttt“-Moderator präsentiert worden, danach wurden Sexismusvorwürfe gegen ihn laut. In einem offenen Brief wenden sich nun 100 Kulturschaffende an die ARD – und kritisieren die Personalentscheidung.
Eine Reihe von Kulturschaffenden spricht sich mit einem offenen Brief gegen ein Engagement von Thilo Mischke als Moderator des ARD-Kulturmagazins „ttt – titel thesen temperamente“ aus.
In dem der dpa vorliegenden Schreiben an die Programmverantwortlichen der beteiligten öffentlich-rechtlichen ARD-Häuser heißt es, eine Zusammenarbeit mit Mischke schließe man aus. Man sei „bestürzt über diese Personalentscheidung der ARD, mit der die Kultursendung ‚ttt – titel thesen temperamente‘ nachhaltig beschädigt wird“.
Zuerst berichtete der „Tagesspiegel“ über den offenen Brief. Die dpa fragte bei Mischke um eine Stellungnahme an. Die ARD gab keinen Kommentar ab.
Offener Brief gegen Thilo Mischke von Schriftstellerinnen, Journalisten und Musikerinnen
Wenige Tage vor Weihnachten war bekannt geworden, dass Mischke (43) Nachfolger von Max Moor (66) in der ARD-Kultursendung „ttt – titel, thesen, temperamente“ werden und gemeinsam mit Siham El-Maimouni die Moderation der Sendung übernehmen soll. Losgehen soll es ab Februar.
Auf die Ankündigung folgte heftige Kritik. Dem Reporter und Buchautor Mischke wird unter anderem eine fehlende Distanzierung von seinen Werken „In 80 Frauen um die Welt“ von 2010 und „Die Frau fürs Leben braucht keinen großen Busen“ von 2013 vorgeworfen.
Unter anderem hatte sich der Podcast „Feminist Shelf Control“ mit dem Titel „Die Causa TTThilo Mischke“ mit Zitaten aus den Büchern beschäftigt und sexistische Äußerungen kritisiert. In einem offenen Brief an die ARD-Programmdirektion, den der „Tagesspiegel“ am 2. Januar veröffentlicht hat, haben sich nun 100 Kulturschaffende der Kritik angeschlossen.
Zu den Unterzeichnern des offenen Briefes zählen zum Beispiel Alena Schröder, Saša Stanišić, Jan Brandt, Ulrike Draesner, Margarete Stokowski und Till Raether, des weiteren Schriftstellerinnen, Journalisten und Musikerinnen.
Weiter schrieben sie, die ARD habe sich dazu verpflichtet, aktiv gegen Sexismus einzutreten, was auch in der Personalpolitik gelten müsse. „Wir wünschen uns für das Kulturfernsehen enthusiastische und an Kultur interessierte Moderatorinnen und Moderatoren, die sensibel und empathisch in der Lage sind, auf Gegenwartsdiskurse zu antworten und der Komplexität aktueller Kulturdebatten gerecht zu werden.“ Eine Zusammenarbeit mit Thilo Mischke als „ttt“-Moderator schließen sie deshalb für sich aus.
Außerdem heißt es in dem Brief, dass man „die in der letzten Woche laut gewordene Kritik an der Neubesetzung von Thilo Mischke als Co-Moderator der Kultursendung teile. Nach deutlicher und mit Quellen belegter Kritik habe die ARD dennoch beschlossen, an Mischke als Moderator und als Host des „ttt“-Podcasts festzuhalten. Thilo Mischke habe sich, entgegen der Behauptung der ARD, bis jetzt nicht kritisch mit seinem Werk auseinandergesetzt und sich nicht ausreichend distanziert, heißt es weiter.
„Seit Tagen“ intensive Gespräche, um Vorwürfe zu prüfen
Die „ttt“-Redaktion hatte bereits auf die ersten Diskussionen nach der Verkündung von Mischkes Besetzung im Netz reagiert. „Eines vorweg: Wir hören euch“, heißt es in einem Statement auf Instagram, das am 24. Dezember geteilt worden ist.
„ttt“ verstehe sich als Magazin und Marke, die sich „konsequent mit Themen wie Sexismus und toxischer Männlichkeit auseinandersetze“.
Die Kritik nehme man ernst. Deshalb gebe es bereits „seit Tagen“ intensive Gespräche, um die Vorwürfe zu prüfen. „Wir bitten euch an dieser Stelle um eines: Zeit. Wir wollen das Thema aufarbeiten und uns gründlich mit den geäußerten Sorgen auseinandersetzen. Wir sitzen das nicht aus.“
„ttt“ zählt zu den bekanntesten Kultur-Formaten in der ARD. Die Sendung gibt es seit 1967 und wird traditionell sonntags am späten Abend im Ersten ausgestrahlt. Thilo Mischke ist seit Jahren vor allem durch Reportagen für den privaten Fernsehsender ProSieben bekannt. Er gewann 2023 den Deutschen Fernsehpreis für seine ProSieben-Reportage „Verlassen und vergessen? Afghanistan im Griff der Taliban“.
Vor der vergangenen Bundestagswahl interviewte Mischke im April 2021 für ProSieben die damals erst frisch gekürte Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock (Grüne). 2020 gewann er den Bayerischen Fernsehpreis für seine ProSieben-Reportage „Deutsche an der ISIS-Front“ über Menschen, die für die Terrormiliz Islamischer Staat in den Krieg ziehen. (jom/spot/dpa/bearbeitet von pak)
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