„West Side Story“
Mehr als 60 Jahre später: So sieht Anita heute aus
dpa, derwelt, Barbara Munker
Aktualisiert am 11.12.2024 – 08:28 UhrLesedauer: 4 Min.
In der Verfilmung von Bernsteins „West Side Story“ schrieb Rita Moreno in den Sechzigern Filmgeschichte. Nun feiert die Schauspielerin ihren 93. Geburtstag.
Als 30-Jährige sicherte sich Rita Moreno einen beneidenswerten Preis. Völlig überrascht stand die aus Puerto Rico stammende Schauspielerin 1962 auf der Oscar-Bühne und stammelte drei Sätze: „Ich kann es nicht glauben. Du meine Güte! Damit belasse ich es.“ Als erster Latina-Star der Filmgeschichte triumphierte Moreno mit der begehrten Trophäe in der Hand.
Die hatte sie als Nebendarstellerin in dem Filmmusical „West Side Story“ gewonnen. In dem preisgekrönten Drama spielte sie die junge Einwanderin Anita, die gemeinsam mit der Hauptfigur Maria auf der New Yorker West Side der Fünfzigerjahre in Liebesdramen und Bandenkriege verwickelt wird.
Die Schauspielerin, die heute 93 Jahre alt wird, legt immer noch ein rasantes Tempo vor. 2021 gab sie im hautengen Glitzerkleid in der „Tonight Show“ ein gewagtes Tanzmanöver zum Besten. „Ich zeige dir mal, wie ein Mädchen sich an einem Jungen festhalten muss, wenn man solche Sachen macht“, sagte Moreno, mit Moderator Jimmy Fallon fest im Griff, um ihm eine Schwungtechnik zu zeigen.
Die fetzige Ausstrahlung des ergrauten Stars hat auch Steven Spielberg erkannt. Der Hollywood-Regisseur heuerte Moreno für eine Rolle in seiner neuen „West Side Story“-Verfilmung an, die genau zu Morenos rundem Geburtstag vor drei Jahren in die Kinos kam. So spielte sie als Valentina die Rolle einer resoluten Ladenbesitzerin aus Puerto Rico. Damals hieß es, es sei nicht nur ein kleiner Cameo-Auftritt, sondern eine größere Rolle. „Ich darf sogar singen“, freute sich Moreno in der „Tonight Show“.
„Ich bin immer noch Dynamit, wenn du mich fragst!“, schrieb Moreno Mitte November 2021 auf X zu einem Foto von 1954, auf dem der junge Latina-Star im knappen weißen Bikini in einer roten Dynamitstange posiert. Im Interview mit der Modezeitschrift „InStyle“ schaute die Schauspielerin und Sängerin auf ihre bewegte Karriere zurück. Schon als Vierjährige in Puerto Rico habe sie gerne getanzt. 1936 zog sie mit fünf Jahren mit ihrer Mutter in die USA, wo sie unter Tänzern und mit einem Faible für Filme aufwuchs.
Elizabeth Taylor sei ihr Vorbild gewesen, denn Latina-Schauspielerinnen habe es damals nicht gegeben, erzählte Moreno. Sie habe sich wie Taylor geschminkt und frisiert und damit den Hollywood-Mogul Louis B. Mayer der Metro-Goldwyn-Mayer Studios beeindruckt. „Mein Gott, sie sieht wie eine spanische Elizabeth Taylor aus“, habe Mayer gesagt und sie sofort unter Vertrag genommen.
Doch wegen ihrer dunkleren Hautfarbe sei sie jahrelang auf Minderheiten-Rollen festgelegt und in eine Schublade gesteckt worden, monierte Moreno in dem Interview. Erst als Anita in „West Side Story“ habe sie eine Figur spielen dürfen, die stolz auf ihre Herkunft und nicht mit Klischees behaftet sei. Ihr Oscar-Sieg sei für die Latino-Gesellschaft sehr bedeutsam gewesen, sagte Moreno. In ihrer New Yorker Nachbarschaft hätten die Menschen aus den Fenstern gerufen: „Sie hat es geschafft!“
Danach sammelte das Multitalent weitere Preise ein: einen Emmy als Nebendarstellerin in der Sendung „The Muppet Show“, einen Tony-Award mit dem Theaterstück „The Ritz“ und eine Grammy-Trophäe. Damit gehört sie zu den wenigen „EGOT“-Künstlern, die in allen vier Branchen – Film, Fernsehen, Theater und Musik – den jeweils wichtigsten Preis gewinnen konnten.